Millionenshowfrage: Wovon sind Weiße Privilegien, Othering und kulturelle Aneignung* Ausdrucksformen? Genau, von Rassismus.

Leider sind auch weiße Menschen, die sich mit anderen Kulturen beschäftigen und zum Beispiel Yoga praktizieren nicht davor gefeiht, sich rassistisch zu verhalten. An die Leserinnen: Als Frau kennt ihr doch sicher das Gefühl, wenn der tausendste, grindige Typ euch unaufgefordert anspricht um euch zu sagen, wie geil ihr seid. Und wenn ihr euch nicht freut, ist er beleidigt und pöbelt euch an. Ladies – liebe fellow weiße, yoga-enthousiastische Cis-Ladies*: Manchmal sind wir leider dieser grindige Typ.

Manchmal meinen wir´s ur nicht böse und sind rassistisch gegenüber Menschen und wenn sie uns darauf aufmerksam machen, sind wir beleidigt. Und gerade im Yoga schaffen wir dadurch ein Umfeld, dass sich andere, nicht weiße, nicht dünne, nicht able-bodied* Yogi:nis denken: Hier bin ich nicht willkommen. Sowohl als Praktizierende als auch als Unterrichtende. Zum Beispiel in dem ihnen nicht zugetraut wird, gute Lehrer:innen zu sein, sofern sie nicht drahtig und dünn sind oder indem ihre Namen konsequent falsch ausgesprochen bzw. sogar vergessen werden und indem sie einfach keine Aufträge bekommen.

Aber zum Yoga gehört doch auch seine Verbreitung und nicht nur weiße Menschen verdienen gut daran und überhaupt darf sich doch etwas weiterentwickeln und nur weil es vor fünftausend Jahren so war muss es ja deshalb nicht für immer so sein und überhaupt, wer sagt, dass es für uns nicht auch spirituell ist und wir können auch nix dafür, dass wir weiß sind –

Ja. Eh.

Aber wie in sehr vielen Aspekten des Lebens, gibt es eben Widersprüche. Klar können wir nichts dafür, in welche Welt wir geboren wurden, aber andere Menschen eben auch nicht. Und dass manche Menschen schlechter an Jobs kommen, weniger bezahlt werden oder mehr Schwierigkeiten haben, Wohnungen zu finden liegt eben nicht unbedingt daran, dass sie weniger diszipliniert oder talentiert sind.

Gerade, weil wir in der Yoga-Community sehr weltoffen sein wollen, reagieren wir oft extrem defensiv, wenn wir auf unsere Rassismen aufmerksam gemacht werden. Wir merken vielleicht gar nicht, dass wir einzelne Menschen nicht als einzelne Menschen, sondern als Vertreter:innen einer Gruppe sehen. Und zwar einer Gruppe, die wir ihnen zuschreiben und mit der wir bestimmte Eigenschaften verknüpfen, diese sogar von ihnen erwarten, wie etwas, das uns zusteht. Und wenn sich der Mensch uns gegenüber nicht so verhält, wie wir uns das vorstellen, kommen unsere verdrängten Vorurteile schneller an die Oberfläche, als wir Savaasanah sagen können.

Woher kommen diese Vorurteile? Sie sind angelernt und zwar so früh und so unbemerkt, dass sie normal wirken. Die gute Nachricht ist: Was einmal angelernt wurde, kann auch wieder verlernt werden. Nur klappt das eben nicht von einen Tag auf den anderen durch Verdrängung. Es ist Arbeit, Arbeit an sich selbst, ein Prozess, bei dem es nicht darum geht, Ergebnisse zu vergleichen und gegen andere zu gewinnen, sondern sich ehrlich mit sich selbst auseinanderzusetzen und besser zu werden im Dienste einer Sache, die größer ist als das eigene Ego.

Hey, wonach klingt das noch?
Genau, Yoga!

Yoga wird hier gerne als unpolitisch verkauft, die Betonung liegt auf verkauft. Denn es ist ein lukratives Geschäft und die Frage, wer womit Geld verdient und wer nicht ist eben doch politisch. Die gute Nachricht ist, dass Yoga auch ein guter Anfang sein kann, um sich rassismus-kritisch mit sich selbst auseinanderzusetzen und Antirassismus zu üben. Juhu, üben! Yogi:nis lieben Übungen!

Wenn ihr weiß seid und bis hierher gelesen habt, dann kann es sein, dass euch dieser Text ein bisschen albern vorkommt, ein bisschen Zeigefinger-mäßig, vielleicht findet ihr ihn oder mich auch einfach nur blöd. Das kann ein Zeichen dafür sein, dass ihr euch noch nie wirklich mit dieser Thematik auseinander gesetzt, bzw. sie zugelassen habt. Breathe in, breathe out. Lasst diese Asana für eure Gedanken zu, bleibt da. Ihr wisst schon, die Position beginnt da, wo ihr eigentlich Lust habt, sie zu verlassen.